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    <title>pt15.html</title></head><body><div class="part WordXML" id="pt15"><div class="chapter"><h1 class="ueberschrift1" id="id0000028">Schwomm</h1><div class="section"><p class="TkOhne">Auf der Stra&#0223;e schon h&#0246;rte Studer die Musik. Besonders laut t&#0246;nte die Handharfe. Schreier schien wieder seinen Platz eingenommen zu haben...</p><p class="standard">Und wer sa&#0223; am Tisch, eifrig auf Armin Witschi einredend, mit hohem Stehkragen und schwarzen, hohen Schn&#0252;rschuhen zu grauen Flanellhosen?</p><p class="standard">Der Lehrer Schwomm.</p><p class="standard">Er sprang auf, als Studer an ihm vorbeiging. Sein Gesicht war ratlos und kindlich. &#0220;ber der Oberlippe sa&#0223; ein blondes Schnurrb&#0228;rtchen.</p><p class="standard">&#0187;Herr Wachtmeister&#0171;, sagte der Lehrer Schwomm atemlos, &#0187;ich habe geh&#0246;rt, da&#0223; Sie sich mit dem Fall Witschi besch&#0228;ftigten. Ich habe lange gez&#0246;gert, Ihnen anzuvertrauen, was ich von der Sache wei&#0223;. Aber nun dr&#0228;ngt es mich, der Gerechtigkeit meines Vaterlandes Gen&#0252;ge zu tun, und ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Red&#8217; nicht so viel, Schwomm&#0171;, sagte Armin grob. Studer blickte den Burschen streng an. Der nickte mit dem Kopf, als wolle er sagen: &#0187;Du kannst mich lang anstarren, mir machst du keine Angst&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Wollen Sie nicht an meinen Tisch kommen, Herr Lehrer Schwomm?&#0171; fragte Studer h&#0246;flich und wies mit der Hand gegen den Tisch, an dem noch immer der alte Ellenberger sa&#0223; und gedankenvoll sein Weinglas zwischen Daumen und Zeigefinger zwirbelte...</p><p class="standard">Schwomm nahm Platz. Das hei&#0223;t, er setzte sich auf die &#0228;u&#0223;erste Kante des eisernen Gartenstuhls, zog dann sein Taschentuch heraus und trocknete sich die Stirn. Seine Gesichtshaut war fast so gelb wie seine gelockten Haare.</p><p class="standard">&#0187;Ich habe n&#0228;mlich am Abend, an dem der arme Witschi durch M&#0246;rderhand umgekommen ist&#0171;, sagte der Lehrer Schwomm und knetete an seinen H&#0228;nden, &#0187;zuf&#0228;llig zwei Sch&#0252;sse geh&#0246;rt ...&#8234;</p><p class="standard">&#0187;So?&#0171; sagte Studer trocken.</p><p class="standard">&#0187;A bah!&#0171; meinte der alte Ellenberger und zog die Mundwinkel in die Wangen.</p><p class="standard">&#0187;Ja&#0171;, der Lehrer nickte. &#0187;Zwei Sch&#0252;sse. Ich bin an jenem Abend zuf&#0228;llig im Wald spazieren gegangen ... In Begleitung ... Ich brauche doch nicht anzugeben, mit wem ich im Walde war?&#0171;</p><p class="standard">Ellenbergers dr&#0246;hnendes Ba&#0223;lachen machte den Lehrer noch verlegener.</p><p class="standard">&#0187;K&#0246;nnte ich nicht unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Herr Wachtmeister?&#0171; fragte er und wurde rot.</p><p class="standard">Studer sch&#0252;ttelte den Kopf. Ihn interessierte weniger, was der Lehrer ihm zu erz&#0228;hlen hatte, als das, was er offenbar verschweigen wollte. Und man konnte aus dem Verhalten des Mannes auf das schlie&#0223;en, was er zu verbergen hatte.</p><p class="standard">Der Lehrer Schwomm r&#0228;usperte sich.</p><p class="standard">&#0187;Es war ungef&#0228;hr zehn Uhr, als ich die Landstra&#0223;e verlie&#0223; und einen Seitenweg einschlug. Ich ging im Walde so f&#0252;r mich hin, wie es im Gedicht hei&#0223;t, und ich dachte auch an nichts. Der Abend war still und weich, verschlafene V&#0246;gel zirpten in den Zweigen ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;A bah!&#0171; kr&#0228;chzte wieder der alte Ellenberger, aber Studer winkte ab. Der Tisch Armins war leer. Gerber tanzte wieder mit Sonja, verfolgt von den geh&#0228;ssigen Blicken des &#0187;Convict Bands&#0171;, der &#0187;Maquereau&#0171; tanzte mit der Kellnerin und schien ihr eifrig etwas zu erkl&#0228;ren (vielleicht wollte er sie zu etwas &#0252;berreden?).</p><p class="standard">&#0187;... und von Zeit zu Zeit eilte ein fl&#0252;chtiges Tier seiner Ruhest&#0228;tte zu. Ich mochte mit meiner... mit meinem Begleiter schon ziemlich weit in die sanfte Tiefe des Waldes eingedrungen sein, als ich das Knattern eines auf der Stra&#0223;e sich n&#0228;hernden Motorrades vernahm, eines leichten Motorrades m&#0246;chte ich hinzuf&#0252;gen ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;F&#0252;gen Sie nur ruhig hinzu&#0171;, sagte der alte Ellenberger und kr&#0228;chzte heiser. War es ein Lachen?</p><p class="standard">Aber der Lehrer lie&#0223; sich nicht mehr st&#0246;ren.</p><p class="standard">&#0187;Das Ger&#0228;usch, wenn ich es so nennen darf, h&#0246;rte pl&#0246;tzlich auf. Ich h&#0246;rte Zweige knacken ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;K&#0246;nnen Sie etwa die Distanz sch&#0228;tzen, ich meine die Distanz, die Sie von der Stra&#0223;e trennte?&#0171; fragte Studer und lie&#0223; seine Brissago qualmen.</p><p class="standard">&#0187;Nicht genau&#0171;, antwortete Schwomm leise. Er schien entr&#0252;ckt zu ein. Seine Augen blickten verschwommen ins Weite &#8210; und das Weite war hier ein dichtbesetzter Wirtsgarten. &#0187;Vielleicht k&#0246;nnte ich die Stelle wiederfinden, an der ich gestanden bin ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Gut&#0171;, sagte Studer. &#0187;Weiter, Herr Lehrer Schwomm.&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Diesen ersten Teil, n&#0228;mlich das Herankommen des Motorrades und dessen pl&#0246;tzlichen Stillstand, habe ich nat&#0252;rlich im Augenblick nicht beachtet. Es ist mir erst sp&#0228;ter eingefallen, als im Dorfe von der Auffindung des Leichtmotorrades Marke &#8250;Zehnder&#8249; gesprochen wurde, des Motorrades, das dem verunfallten Wendelin Witschi geh&#0246;rt haben soll .</p><p class="standard">Verunfallten? dachte Studer. Warum sagt der Mann zuerst durch M&#0246;rderhand umgekommen und jetzt verunfallt? Sollte er? Und es fiel ihm ein, wie grob Armin Witschi den Lehrer angelassen hatte.</p><p class="standard">&#0187;Weiter&#0171;, sagte Studer.</p><p class="standard">Aber Schwomm bedurfte dieser Aufforderung nicht. Er sprach und begleitete seine Rede mit pathetisch sein sollenden Bewegungen.</p><p class="standard">&#0187;Da, pl&#0246;tzlich, in der Stille des Waldes, erdr&#0246;hnten zwei Sch&#0252;sse. Meine ... mein Begleiter zuckte zusammen. Ich beruhigte ihn. Es werde wohl nichts Schlimmes sein. Aber da ich Angst hatte, oder vielmehr, da meine ... Begleitung Angst hatte, wir k&#0246;nnten &#0252;berfallen werden, verlie&#0223;en wir, einen gro&#0223;en Umweg machend, den Wald, gelangten weit vor dem Dorfe wieder auf die Landstra&#0223;e und folgten ihr. Nach einiger Zeit sahen wir am Rande der Stra&#0223;e ein verlassenes Motorrad stehen. Es war an einen Baum gelehnt ...&#0171;</p><p class="standard">Schwomm machte eine Pause.</p><p class="standard">&#0187;Gesehen haben Sie niemanden?&#0171; fragte Studer nebenbei.</p><p class="standard">&#0187;Gesehen? Nein. Nur geh&#0246;rt. Nach den beiden Sch&#0252;ssen das Ger&#0228;usch vieler Schritte. Einen dunklen Schatten bemerkten wir auch, aber nicht gegen die Landstra&#0223;e zu, sondern in der entgegengesetzten Richtung, dort, wo der Wald an die Baumschulen des Herrn Ellenberger grenzt.&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Einen Schatten?&#0171; fragte Studer. &#0187;K&#0246;nnen Sie den Schatten n&#0228;her beschreiben?&#0171;</p><p class="standard">Statt einer Antwort fragte Schwomm sehr sanft:</p><p class="standard">&#0187;Der Fall ist doch eigentlich durch das Gest&#0228;ndnis des Schlumpf erledigt? Oder?&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Gewi&#0223;, gewi&#0223;.&#0171; Studer sah auf seine gefalteten H&#0228;nde. Er lauschte dem Tonfall von des anderen Stimme. Warum wohl hatte der Lehrer mit einem Zeugenbericht begonnen, um pl&#0246;tzlich, noch vor dessen Ende, die Frage zu stellen, ob der Fall nicht erledigt sei? Es gab zwei M&#0246;glichkeiten: Entweder der Lehrer wollte sich wichtig machen, um im Proze&#0223; eine Rolle zu spielen, und es war sehr wahrscheinlich, da&#0223; diese M&#0246;glichkeit stimmte, &#8210; oder Schwomm wu&#0223;te etwas, wagte jedoch aus irgendeinem Grunde nicht die Wahrheit zu sagen und half sich aus der Klemme, indem er die H&#0228;lfte des Wahrgenommenen mitteilte, gewisserma&#0223;en als Beruhigungsmittel f&#0252;r sein belastetes Gewissen. Denn der Mann wu&#0223;te etwas, das war sicher. Nicht umsonst ergeht sich ein immerhin gebildeter Mann &#8210; er war Sekundarlehrer &#8210; in einer ziemlich &#0246;den Phraseologie, wie &#0187;verschlafene V&#0246;glein zirpten in den Zweigen&#0171;. Und dann war da das Wort, das dem Lehrer wahrscheinlich ganz unbewu&#0223;t entschl&#0252;pft war: &#0187;... verunfallten&#0171;.</p><p class="standard">Schweigen am Tisch. Die Musik verstummte, das St&#0252;ck war zu Ende und lauter ert&#0246;nte das Stimmengesumm. Die drei am Nebentisch kehrten zur&#0252;ck. Sonja blickte unbeteiligt auf den Lehrer &#8210; sie schien also nicht die &#0187;Begleitung&#0171; des Lehrers gewesen zu sein, wenn man &#0252;berhaupt aus Blicken Schl&#0252;sse ziehen konnte. Armins Gesicht hingegen war leicht verzerrt. Er schien jemanden zu suchen. Manchmal streiften seine Blicke &#0252;ber den Lehrer Schwomm, schweiften ab, schienen wieder auf die Suche zu gehen, blieben an der T&#0252;re hangen, die aus der Wirtschaft in den Garten f&#0252;hrte...</p><p class="standard">Dort stand die Kellnerin. Und Studer f&#0252;hlte mehr, als da&#0223; er richtig gesehen h&#0228;tte, wie sie ganz unmerklich winkte &#8210; eine leichte Bewegung des Kopfes, ein Mundwinkel, der zuckte ... Armin lehnte sich zur&#0252;ck, g&#0228;hnte, hielt die Hand vor den Mund. Ein kaum merkliches Nicken, &#8210; das G&#0228;hnen war wohl nur ein Versuch, die Beobachter von der Bewegung des Kopfes abzulenken...</p><p class="standard">Studer war nicht mehr m&#0252;de. Es kam ihm vor, als stehe er wieder mitten in den Ereignissen. Er war nicht mehr ausgeschaltet. Vor allem: es schien etwas vorzugehen, Ereignisse waren zu erwarten, Studer f&#0252;hlte es in allen Gliedern. Er blieb ruhig. Zuerst aus diesem badschwammblonden Menschen, diesem Lehrer, alles herausholen, was es herauszuholen gab, und dann...</p><p class="standard">Studer hatte schon sein Programm f&#0252;r morgen.</p><p class="standard">Aber wieviel konnte noch passieren zwischen heut und morgen! ... Die ganze Nacht lag dazwischen. Er wu&#0223;te, der Wachtmeister Studer, da&#0223; er die folgende Nacht nicht viel schlafen w&#0252;rde ... Aber was tat das? Saubere Arbeit! kommandierte er sich. Und wenn die Sache noch so unordentlich und verworren aussieht! Ordnung mu&#0223; sein. Sauberkeit! Sauberkeit vor allem!</p><p class="standard">&#0187;Und wie sah der Schatten aus?&#0171; Die Frage war ein &#0220;berfall. Der vertr&#0228;umte Lehrer schreckte auf.</p><p class="standard">&#0187;Er huschte&#0171; (&#0187;huschte!&#0171; sagte der Lehrer Schwomm), &#0187;er huschte in zehn Meter Entfernung an uns ... eh ... an mir vorbei. Gr&#0246;&#0223;e? Mittelgro&#0223; ... Ja, mittelgro&#0223; ...&#0171; Der Lehrer schwieg pl&#0246;tzlich.</p><p class="standard">&#0187;Mittelgro&#0223;?&#0171; fragte Studer freundlich. &#0187;Ich m&#0252;&#0223;te Vergleichsm&#0246;glichkeiten haben. Ungef&#0228;hr wie gro&#0223; war er, der Schatten? Ich will Ihnen zwar verraten, Herr Lehrer Schwomm, da&#0223; der Schatten vielleicht gar keine Wichtigkeit hat, aber m&#0246;glicherweise best&#0228;tigt er unsere Vermutungen. W&#0228;re der Schatten so gro&#0223; gewesen wie, sagen wir, der Angeklagte Schlumpf, so w&#0228;re dies sehr wichtig f&#0252;r die Richter, die ja nichts auf ein Gest&#0228;ndnis geben, solange nicht jede Bewegung des Angeklagten vor und nach der Tat samt allen psychologischen Motiven ganz genau festgelegt ist. Ich spreche zu einem Akademiker, nicht wahr, einem einfachen Manne gegen&#0252;ber w&#0252;rde ich mich weniger gelehrt ausdr&#0252;cken; also wie gro&#0223; war der Schatten?&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Ich habe Erwin Schlumpf eigentlich wenig gesehen. Aber mir scheint, der Schatten war von seiner Gr&#0246;&#0223;e ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Es w&#0228;re f&#0252;r uns von gr&#0246;&#0223;ter Bedeutung, wenn wir vielleicht die Ansicht Ihrer... Ihrer Begleitung h&#0246;ren k&#0246;nnten, aber dies wird wahrscheinlich unm&#0246;glich sein ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Ausgeschlossen, ganz ausgeschlossen ... Ich k&#0246;nnte es nie und nimmer verantworten ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Schon gut&#0171;, schnitt Studer die Beteuerungen ab. Er schielte nach dem Tische Armins. Dort schien etwas los zu sein. Armin fl&#0252;sterte eifrig auf seine Schwester ein, den Coiffeurgehilfen hatte er mit einer Handbewegung dazu gebracht, nicht zuzuh&#0246;ren. Dann stand Armin auf &#8210; die Kellnerin lehnte noch immer am Pfosten der Saalt&#0252;re, sie schien pl&#0246;tzlich schwerh&#0246;rig geworden zu sein und blind obendrein, denn sie k&#0252;mmerte sich weder um die Rufe noch um das Winken der G&#0228;ste. Sie sah aber Armins Aufstehen, drehte sich um und verschwand im Innern des &#0187;B&#0228;ren&#0171;. Armin schlenderte durch den Garten, den Kopf hielt er gesenkt. Pl&#0246;tzlich beschleunigte er sein Schlendern, er nahm gro&#0223;e Schritte &#8210; und dann schluckte auch ihn die offene T&#0252;re...</p><p class="standard">&#0187;Schon gut&#0171;, wiederholte Studer nach einer Pause &#8210; und er konnte den Blick nicht von Sonja wenden. Verzweiflung, Angst, Ratlosigkeit brachten Unruhe in das Kleinm&#0228;dchengesicht.</p><p class="standard">Wenn sie nur Vertrauen zu mir h&#0228;tte, gr&#0252;belte Studer. Er dachte, w&#0228;hrend er den n&#0228;chsten Worten Schwomms zerstreut lauschte, immerfort an seine Frau. Wenn die hier w&#0228;re ... Seit er ihr das Romanlesen abgew&#0246;hnt hatte, gelang es dem Hedy (Frau Studer hie&#0223; Hedwig) gut, geplagte, schweigsame Menschen zum Reden zu bringen &#8210; besonders Frauen.</p><p class="standard">Der Lehrer Schwomm aber sagte:</p><p class="standard">&#0187;Nat&#0252;rlich will ich nicht behaupten, da&#0223; ich Erwin Schlumpf auf der Flucht nach seiner ruchlosen Tat ertappt habe ...&#0171; (Verunfallt &#8210; ruchlose Tat, ging es Studer durch den Kopf ...) &#0187;Aber immerhin schien es mir merkw&#0252;rdig, da&#0223; der Schatten die Richtung nach den Baumschulen des Herrn Ellenberger nahm ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Die Baumschulen als Schattenreich, hehehe ...&#0171; meckerte der alte Ellenberger. Studer sah ihn strafend an.</p><p class="standard">&#0187;Und Sie sind ganz sicher, zwei Sch&#0252;sse geh&#0246;rt zu haben, und nach den zwei Sch&#0252;ssen haben Sie den Schatten in der Richtung der Baumschulen verschwinden sehen?&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Ich glaube&#0171;, Schwomm stotterte, &#0187;ich glaube, ich habe zwei Sch&#0252;sse geh&#0246;rt.&#0171; Wie hilfesuchend blickte sich der Lehrer um. Aber er vermied es, Studer in die Augen zu sehen.</p><p class="standard">&#0187;Glauben! glauben!&#0171; sagte Studer vorwurfsvoll. &#0187;Ein Mann wie Sie darf nicht glauben, er mu&#0223; sicher sein. Also zwei Sch&#0252;sse? Ja?&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Jaha&#0171;, es klang wie ein Seufzer.</p><p class="standard">Schweigen. Dann begann die Musik wieder zu spielen. Ausgerechnet: &#0187;Wenn du einmal dein Herz verschenkst...&#0171; Studer sah den Coiffeurlehrling Sonja zum Tanz auffordern. Das M&#0228;dchen sch&#0252;ttelte den Kopf. Sie packte ihre kleine Handtasche unter den Arm, rannte durch den Garten. War es eine Flucht? War es nicht vielmehr ein letzter Versuch, jemanden einzuholen?</p><p class="standard">&#0187;Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben, mir von zwei Sch&#0252;ssen zu erz&#0228;hlen, w&#0228;hrend ich durch f&#0252;nf Zeugenaussagen erh&#0228;rten kann, da&#0223; nur ein Schu&#0223; gefallen ist?&#0171; (Das mit den f&#0252;nf Zeugenaussagen war aufgelegter Schwindel, in Murmanns Protokollen stand nichts dergleichen, aber was tat man nicht alles, um die Wahrheit zu finden?)</p><p class="standard">&#0187;F&#0252;nf Zeugenaussagen?&#0171; Schwomm war bleich. &#0187;Erh&#0228;rten?&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Ja, erh&#0228;rten!&#0171; sagte Studer grob. &#0187;&#0220;brigens interessiert mich das gar nicht. Sie haben ein schlechtes Gewissen, Herr Lehrer Schwomm. Sie haben versucht, das schlechte Gewissen los zu werden, indem Sie mir nur die H&#0228;lfte, was sage ich, die H&#0228;lfte! ... nur ein Viertel der Wahrheit erz&#0228;hlt haben. Ich will jetzt nichts mehr h&#0246;ren&#0171;, Studer winkte ab, denn Schwomm &#0246;ffnete den Mund, um sich zu rechtfertigen. &#0187;Ich glaube Ihnen nichts mehr. Ich habe die Ehre, mich zu empfehlen ...&#0171;</p><p class="standard">Wenn Studer hochdeutsch sprach, und das kam selten genug vor, war die Wirkung immer die gleiche &#8210; ob es sich nun um die Wirkung auf Zivilpersonen handelte oder um die auf junge Fahnder. Alle sp&#0252;rten dann, es war am besten, man lie&#0223; den Wachtmeister in Ruhe.</p><p class="standard">&#0187;Hei&#0223;, hei&#0223;!&#0171; kr&#0228;chzte der alte Ellenberger. &#0187;Vous br&#0251;lez commissaire!&#0171; Wie es in jenem Spiel &#0252;blich ist, in dem ein versteckter Gegenstand gesucht werden mu&#0223; und die Wissenden den Suchenden leiten mit Worten wie: &#0187;kalt, w&#0228;rmer, sehr warm, hei&#0223;&#0171;, je nachdem der Suchende sich dem versteckten Gegenstand n&#0228;hert oder sich von ihm entfernt.</p><p class="standard">&#0187;Ihr werdet auch nicht immer spielen k&#0246;nnen, Ellenberger&#0171;, sagte Studer. Sein Gesicht war sehr bleich, er hatte die H&#0228;nde geballt. Dann zuckte er mit den Achseln und schritt zwischen den lauten Tischen hindurch, auf die T&#0252;re zu, in der Armin Witschi verschwunden war.</p><p class="standard">Im Schieberrhythmus spielte &#0187;The Convict Band&#0171;: &#0187;Mu&#0223; i denn, mu&#0223; i denn zum St&#0228;dtle hinaus ...&#0171;</p></div></div></div></body>
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