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    <title>pt07.html</title></head><body><div class="part WordXML" id="pt07"><div class="chapter"><h1 class="ueberschrift1" id="id0000012">Noch einer, der nicht mehr mitmachen will</h1><div class="section"><p class="TkOhne">Der Speck war z&#0228;h und der Suurchabis schwamm in allzu viel Fl&#0252;ssigem. Die Gaststube war leer. Am Ausschank polierte die Kellnerin Weingl&#0228;ser. Es hatte endg&#0252;ltig aufgeh&#0246;rt zu regnen, aber der Himmel war mit einer wei&#0223;en Schicht &#0252;berzogen, die blendete.</p><p class="standard">Studer sp&#0252;rte ein unangenehmes Bei&#0223;en in der Nase: es war wohl ein Schnupfen, der sich meldete. Kein Wunder, wenn der Mai so kalt war. Er kostete den Kaffee. Der war ebenso d&#0252;nn und lau wie derjenige seiner Frau, wenn sie n&#0228;chtelang gelesen hatte. Studer sch&#0252;ttete den Kirsch in die Br&#0252;he, verlangte noch einen und begann dann die Gerzensteiner Nachrichten zu studieren. Seine Stimmung wurde langsam besser, er lehnte sich in die Ecke zur&#0252;ck und rollte mit den Schultern, bis sie bequem der Wand anlagen.</p><p class="standard">Da betrat ein junger Mann die Gaststube. Zuerst schnitt die Kellnerin mit einer br&#0252;sken Handbewegung einer m&#0228;nnlichen Stimme das Wort ab, die in einer Ecke sanft &#0252;ber die Entschl&#0252;sse pl&#0228;tscherte, an denen der Nationalrat letzte Woche erkrankt war, dann sagte die Saaltochter:</p><p class="standard">&#0187;Gr&#0252;e&#0223; di!&#0171; Es klang wie ein unterdr&#0252;ckter Freudenruf und Studer wurde aufmerksam, so wie jeder, auch der solideste Mann aufmerksam wird, wenn sich in seiner n&#0228;chsten N&#0228;he eine zarte Beziehung bemerkbar macht. &#0187;Becher Hell&#8217;s!&#0171; sagte der junge Mann kurz. Es war eine deutliche Ablehnung.</p><p class="standard">&#0187;Ja, Armin&#0171;, sagte die Saaltochter geduldig, ein wenig vorwurfsvoll.</p><p class="standard">Armin? Studer sah sich den Burschen n&#0228;her an. Dieser geh&#0246;rte zu jener Sorte junger M&#0228;nner, die &#0252;ber einen sehr reichlichen Haarwuchs verf&#0252;gen, und diesen in Form von Dauerwellen &#0252;ber der Stirn aufschichten. Der blaue Kittel war in der Taille so eng geschnitten, da&#0223; er waagrechte Falten warf, die breiten hellen Hosen verdeckten die Abs&#0228;tze und schleiften fast am Boden nach.</p><p class="standard">Das Gesicht? Ja, es hatte eine gewisse &#0196;hnlichkeit mit einem andern Gesicht, das Studer heute morgen in einem grausam hellen Raum gesehen hatte. Das Gesicht des Burschen war magerer, glatter, der Schnurrbart fehlte, aber das Kinn war dasselbe: weich, leicht verfettet...</p><p class="standard">Die Gl&#0252;cksf&#0228;lle mehrten sich. Es war sicher der Armin Witschi. Vielleicht erhielt man die Best&#0228;tigung.</p><p class="standard">Die Kellnerin hatte sich an den Burschen gedr&#0228;ngt. Der Armin lie&#0223; es sich gefallen.</p><p class="standard">&#8210; Ob er denn nicht den Laden h&#0252;ten m&#0252;sse? fragte sie.</p><p class="standard">&#8210; Die Schwester sei heimgekommen, sie habe frei heut nachmittag, brauche nicht nach Bern zu fahren. &#0220;brigens, fuhr er fort, sei ihm alles verleidet. In das L&#0228;deli komme ohnehin niemand mehr, er werde wohl bald auch hausieren m&#0252;ssen wie der Vater, und vielleicht ... Die Pause, die folgte, sollte vielsagend sein.</p><p class="standard">&#0187;Nid, Armin!&#0171; sagte die Kellnerin. Sie mochte etwa drei&#0223;ig Jahre alt sein, hatte m&#0252;de Z&#0252;ge in einem nicht unsch&#0246;nen Gesicht.</p><p class="standard">&#8210; Auf keinen Fall d&#0252;rfe er reisen, sagte sie; der Schlumpf sei nicht der einzige gewesen, es seien noch mehr beim alten Ellenberger, die zu allem f&#0228;hig seien...</p><p class="standard">Sie merkte pl&#0246;tzlich, da&#0223; Studer zuh&#0246;rte, und d&#0228;mpfte die Stimme zu einem Fl&#0252;stern. Der Armin trank einen Schluck aus seinem Glas. Er spreizte dabei den kleinen Finger ab.</p><p class="standard">Das Wispern der Kellnerin wurde eifriger; Armin beteiligte sich am Gespr&#0228;ch nur mit einzelnen Worten. Aber die wenigen Worte, die er einwarf, hatten Gewicht &#8210; falsches Gewicht, h&#0228;tte Studer am liebsten gesagt. Er zog seine Uhr. Es war halb drei. Er war m&#0252;de, die Glieder taten ihm weh, das Gewisper ging ihm auf die Nerven. Vielleicht sollte er ein wenig spazieren gehen? Zum Ellenberger? Seine alten Bekannten dort besuchen, den Schreier, der jetzt Klavier spielte und den Buchegger mit der Ba&#0223;geige? Die Jazzkapelle genannt: &#0187;The Convict Band&#0171;! ... Ein Humorist, dieser alte Ellenberger. Man wurde nicht klug aus ihm. F&#0252;r seine Leute schien er gut zu sorgen...</p><p class="standard">Oder war es besser, die Frau zu besuchen, bei der Schlumpf gewohnt hatte?</p><p class="standard">Ein &#0246;des Blatt, dieser Gerzensteiner Anzeiger. &#0187;Erscheint zweimal w&#0246;chentlich mit Beilagen: F&#0252;r die Frau, Palmbl&#0228;tter, Landwirtschaftliches.&#0171; Was hie&#0223; das &#0187;Landwirtschaftliches&#0171;! Aus einem unerfindlichen Grunde &#0228;rgerte dieses Wort den Wachtmeister Studer. Aber was war das?</p><p class="standard">&#0187;In letzter Stunde erfahren wir den traurigen Hinschied unseres wohlverdienten Mitb&#0252;rgers W. Witschi, der in seinem 5o. Altersjahre einer ruchlosen Bubenhand zum Opfer gefallen ist. Herr W. Witschi war bekannt als ein Muster von Treue und Pflichterf&#0252;llung, sein Andenken wird uns teuer bleiben, bis &#0252;ber das Grab hinaus, denn er war noch einer von jenen immer mehr aussterbenden Charaktern&#0171; &#8210; Studer streichelte seinen Schnurrbart, die &#0187;aussterbenden Charakter&#0171; gefielen ihm ausnehmend &#8210;, &#0187;die nach alter V&#0228;ter Sitte ...&#0171; &#8210; ja, ja, das kannte man. Studer &#0252;bersprang ein paar Zeilen.</p><p class="standard">Aber pl&#0246;tzlich stockte er und las nicht weiter. Etwas hatte ihn gest&#0246;rt: wohl die pl&#0246;tzliche Stille &#8210; das Wispern hatte aufgeh&#0246;rt. Studer &#0228;ugte vorsichtig &#0252;ber den Rand der Zeitung. Das Klingen von Geldm&#0252;nzen war zu h&#0246;ren. Die Kellnerin kramte in dem Ledersack, den sie unter der Sch&#0252;rze trug. Armin tat unbeteiligt und strich dann und wann mit l&#0228;ssiger Geb&#0228;rde &#0252;ber seine wohlondulierten Haare. Die linke Hand trommelte auf dem Tisch.</p><p class="standard">Jetzt verschwand sie unter der Tischplatte. Wieviel Geld gibt sie ihm wohl? fragte sich Studer. Das Rascheln einer Banknote war zu h&#0246;ren.</p><p class="standard">&#0187;Ich m&#0246;chte zahlen ...&#0171;, sagte Studer laut. Die Kellnerin fuhr mit rotem Kopf in die H&#0246;he, Armin blickte b&#0246;se zu dem einsamen Gast hin&#0252;ber, Studer gab den Blick zur&#0252;ck, der Bursche hielt ihn nicht lange aus, Studer nickte unmerklich. Innerlich formulierte er seine Beobachtung: &#0187;Nicht ganz sauber &#0252;berm Nierenst&#0252;ck.&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Ein Mittagessen macht...&#0171;, die Kellnerin begann die Rechnung herunterzuleiern, Studer schob einen F&#0252;nfliber hin, steckte das Usegeld achtlos in die Hosentasche.</p><p class="standard">&#0187;Zahlen, Berta!&#0171; rief der junge Mann dr&#0252;ben. Er schwenkte eine Zwanzigernote...</p><p class="standard">Wie nannte man in Frankreich die B&#0252;rschchen, die sich aushalten lie&#0223;en? Es war der Name eines Fisches, Studer kam nicht gleich darauf ...</p><p class="standard">Richtig! Maquereau! ...</p><p class="leerzeile">&#0160;</p><p class="TkOhne">Dort, wo der Feldweg rechts von der Automobilstra&#0223;e abzweigte, stand ein gro&#0223;es Schild:</p><p class="leerzeile">&#0160;</p><p class="Tkzentriert">Baumschulen und Rosenkulturen <br/>Gottlieb Ellenberger</p><p class="leerzeile">&#0160;</p><p class="TkOhne">und ein Pfeil wies die Richtung. Studer verschob den Besuch auf sp&#0228;ter. Er bog lieber links ab, der Weg stieg ein wenig an, aber man kam gleich in den Wald &#8210; Nadelh&#0246;lzer und ganz wenig Laubb&#0228;ume ... Tannenduft war gesund, besonders f&#0252;r Schnupfen, das hatte schon sein Vater behauptet. Im Vorbeigehen sah er sich den Randstein an, an den offenbar der alte Ellenberger am gestrigen Abend mit seinem Kopf geflogen war. Es war ein gew&#0246;hnlicher Randstein, kein Blut klebte daran, am besten, man lie&#0223; ihn rechts liegen und stieg das Waldweglein empor...</p><p class="standard">Es war nie gut, sich auf einen Fall zu st&#0252;rzen, wie eine hungrige Sau aufs Fressen. Und man konnte mit dem heutigen Tag zufrieden sein. Man hatte Bekanntschaften genug gemacht, man hatte Bilder gesammelt, eigentlich nicht anders als ein Fisel Schokoladebildli. Aber die Bilder waren sch&#0246;n:</p><p class="standard">Zuerst der Wendelin Witschi mit einer Alkoholkonzentration von 2,1 pro Mille, was nach Ansicht des italienischen Assistenten mit den kriminologischen Kenntnissen zu den Attributen einer &#0187;Alkoholleiche&#0171; geh&#0246;rte. Dann die Felicitas mit dem Loch im Strumpf und ihrem sonderbaren Benehmen dem Coiffeurgehilfen gegen&#0252;ber. Hernach der Maquereau mit seiner Freundin, der Kellnerin ...</p><p class="standard">Mein Gott, die Menschen waren &#0252;berall gleich. In der Schweiz versteckten sie sich ein wenig, wenn sie &#0252;ber die Schnur hauen wollten, und solange es niemand merkte, schwiegen die Mitmenschen. Und der Wendelin Witschi, der im Gerichtsmedizinischen Institut konserviert wurde, war ein aussterbender Charakter.</p><p class="standard">Gut und recht.</p><p class="standard">Warum nicht? Solche Ausdr&#0252;cke geh&#0246;ren zum Leben; die Leute, auf die sie angewandt werden, zotteln weiter, niemand regt sich &#0252;ber ihre kleineren oder gr&#0246;&#0223;eren S&#0252;nden auf, wenn nicht...</p><p class="standard">Eben, wenn nicht irgend etwas Unvorhergesehenes passiert. Ein Mord zum Beispiel. Zu einem Mord geh&#0246;rt ein Schuldiger, wie der Anken aufs Brot. Sonst reklamieren die Leute. Und wenn dann der sogenannte Schuldige versucht, sich aufzuh&#0228;ngen und es kommt ein Fahnderwachtmeister dazu, der einen harten Gring hat, dann kann es geschehen, da&#0223; alle die kleinen Unregelm&#0228;&#0223;igkeiten, die im Leben jedes Menschen vorhanden sind, pl&#0246;tzlich wichtig werden; man arbeitet dann mit ihnen, wie ein Maurer mit Backsteinen &#8210; um ein Geb&#0228;ude aufzurichten ... Ein Geb&#0228;ude? Sagen wir vorl&#0228;ufig: eine Wand...</p><p class="standard">Am Waldrand blieb Studer stehen, wischte sich die Stirne und schaute &#0252;bers Land. Auf einer Telegraphenstange sa&#0223; ein M&#0228;usebussard und ruhte sich aus. Aber da kam eine Kr&#0228;he und begann den stillen Vogel zu plagen. Der Bussard flog auf, die Kr&#0228;he folgte ihm, und sie krahahte dazu mit einer unangenehm heiseren Stimme. Der Bussard schwieg. Er flog immer h&#0246;her, immer h&#0246;her, warf sich dem Wind entgegen und bewegte kaum die Fl&#0252;gel. Die Kr&#0228;he folgte. Sie wollte ihren Krach haben, sie lie&#0223; nicht locker, immer wieder stie&#0223; sie gegen den stillen Vogel. Aber schlie&#0223;lich mu&#0223;te sie es aufgeben. Der Bussard hatte eine H&#0246;he erreicht, wo es der Kr&#0228;he ungem&#0252;tlich wurde. Kr&#0228;chzend lie&#0223; sie sich fallen. Der Bussard flog einen vollkommenen Kreis und Studer beneidete ihn. Hier unten entkam man den Kr&#0228;hen nicht so m&#0252;helos.</p><p class="standard">Er drang tiefer in den Wald ein. Und der Wald war sehr still ...</p><p class="standard">Wie weit war der Wachtmeister gegangen? &#0220;ber seinem Kopfe spielte ein kleiner Wind mit den Baumwipfeln. Es rauschte sanft.</p><p class="standard">Und dann wurde das k&#0252;hle Rauschen pl&#0246;tzlich von einem anderen Ger&#0228;usch unterbrochen. Zweige knackten, ein St&#0246;hnen war zu h&#0246;ren &#8210; so als ob ein verwundetes Tier sich m&#0252;hsam weiterschleppen w&#0252;rde ... Hinter einem Geb&#0252;sch fand Studer einen Mann, der auf dem Bauch lag und wimmerte. Die R&#0252;ckennaht seines Rockes war aufgerissen, das Haar zerrauft, die Schuhe waren kotig.</p><p class="standard">Der Mann hatte das Gesicht auf den Unterarm gelegt und weinte in die Erde hinein.</p><p class="standard">Einen Augenblick sah Studer ein anderes Bild: den Burschen Schlumpf, der die Augen in die Ellbogenbeuge gepre&#0223;t hatte...</p><p class="standard">Dann klopfte Studer dem Liegenden auf die Schulter und fragte:</p><p class="standard">&#0187;Was ist los?&#0171;</p><p class="standard">Der Mann drehte sich langsam auf den R&#0252;cken, blinzelte und schwieg. Studer erkannte den alten Cottereau, den Oberg&#0228;rtner beim Ellenberger...</p><p class="standard">Aber als Studer noch einmal fragte, was denn eigentlich passiert sei, begann das Gewimmer von neuem. Jetzt waren die Worte deutlich zu verstehen:</p><p class="standard">&#0187;Mein Gott! Mein Gott! Herjeses, ist das gut, da&#0223; endlich ein Mensch kommt. Verrecken k&#0246;nnt&#8217; man in dem Wald. O je, o je! ganz tr&#0252;mmelig ist mir, und so haben sie mich abgeschlagen! ...&#0171;</p><p class="standard">Wer ihn denn abgeschlagen habe, wollte Studer wissen. Da h&#0246;rte das Gejammer auf, das linke Auge blinzelte verschmitzt &#8210; das andere war blau unterlaufen und die geschwollene Haut verbarg es fast ganz &#8210; und mit ganz ruhiger Stimme sagte der Oberg&#0228;rtner Cottereau:</p><p class="standard">&#0187;Das t&#0228;tet Ihr gern wissen, he? Aber von mir erfahrt Ihr nichts. Es war, vielleicht war es ... Gar nichts war&#8217;s! Eigentlich k&#0246;nntet Ihr mir aufhelfen und mich dann heimf&#0252;hren, bin ohnehin ganz na&#0223;, die Nacht im Wald ... Sie haben mich zwar... Ja, der Meister wird auf mich warten, hat er gro&#0223;e Sorge gehabt um mich?&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Er hat Euch durchs Radio suchen lassen ...&#0171;, sagte Studer &#8210; da hockte der Mann blitzschnell auf, aber eine Grimasse verzog sein Gesicht. Dann breitete sich ein Ausdruck von Stolz dar&#0252;ber aus:</p><p class="standard">&#0187;Durchs Radio?&#0171; fragte er. Darauf bewundernd: &#0187;Ja, der Ellenberger! ... Wie geht&#8217;s ihm, dem Meister? Ist er schwer verletzt worden?&#0171;</p><p class="standard">Studer sch&#0252;ttelte den Kopf und meinte streng, er werde ihn, den Cottereau, liegen lassen, wenn er nicht sagen wolle, wer ihn &#0252;berfallen habe.</p><p class="standard">&#0187;Das k&#0246;nnt Ihr machen, wie Ihr wollt, Herr Fahnder&#0171;, sagte der kleine dicke Mann, zog einen Taschenspiegel hervor, einen Kamm und begann sich zu str&#0228;hlen.</p><p class="standard">&#0187;So, und jetzt k&#0246;nnt Ihr mich heimf&#0252;hren ... Ihr seid ohnehin schuld, da&#0223; sie mich so abgeschwartet haben. Aber der Cottereau ist z&#0228;h, der sagt nichts, der wei&#0223;, was er seinem Meister schuldig ist ...&#0171;</p><p class="standard">Und nach einem Schweigen:</p><p class="standard">&#0187;Man wird alt&#0171;, sagte der Kleine. &#0187;Man ist nicht mehr so r&#0252;stig wie fr&#0252;her. Schad, da&#0223; der Meister gestern nicht mitgekommen ist, der h&#0228;tt&#8217; die Burschen anders traktiert!&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Die Burschen?&#0171; fragte Studer. &#0187;Welche Burschen?&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Hehe&#0171;, lachte Cottereau. &#0187;Das m&#0246;chtet Ihr gern wissen, Wachtmeister. Aber ich sag nichts. Ich mach nicht mehr mit ... Punkt ... Schlu&#0223; ... Ich mach nicht mehr mit!&#0171; Und er sch&#0252;ttelte trotz der Schmerzen, die er offenbar versp&#0252;rte, ganz energisch den Kopf.</p><p class="standard">Studer b&#0252;ckte sich. Cottereau legte seinen Arm um die Schultern des Wachtmeisters, richtete sich auf, st&#0246;hnend, und begann dann langsam zu gehen. Studer st&#0252;tzte ihn.</p><p class="standard">&#0187;Der R&#0252;cken!&#0171; klagte der Dicke. &#0187;Geschlagen haben sie! Und dazu immer gesagt: &#8250;So! ... ein Fahnder von der Stadt will sich in unsere Angelegenheiten mischen! Das ist nur&#8249;, haben sie gesagt, &#8250;eine kleine Probe, Cottereau. Damit du&#8217;s Maul h&#0228;ltst. Verstanden? Wir haben unsern Landj&#0228;ger. Wir brauchen keinen Tschucker von der Stadt!&#8249; Ja, das haben sie gesagt. Und von mir erf&#0228;hrt niemand nichts. Verstanden, Fahnder? Ich bin still. Ich schweige, ich schweige, wie das Grab ...&#0171; Dann murmelte der alte Cottereau noch einiges, das nicht zu verstehen war...</p><p class="standard">Wenn Studer gedacht hatte, den ganzen Vorfall vom Ellenberger erkl&#0228;rt zu bekommen, so wurde er entt&#0228;uscht. Ellenberger sa&#0223; auf einem B&#0228;nklein vor seinem Haus. Es war eine Art Villa, noch ziemlich neu, ein Schuppen stand hinterm Haus, die Fenster eines Treibhauses schimmerten. Der Ellenberger hatte um den Kopf einen dicken wei&#0223;en Verband.</p><p class="standard">&#0187;So&#0171;, sagte er trocken, &#0187;habt <i class="quote">Ihr </i>den Cottereau gefunden? Dank Euch, Wachtmeister. Ihr seid ja ein richtiger &#8250;Deus ex machina&#8249;.&#0171; &#8210; Und er lachte schleppend, als er Studers erstauntes Gesicht sah.</p><p class="standard">&#0187;Warum habt Ihr denn den Radio alarmiert?&#0171; fragte Studer endlich neugierig.</p><p class="standard">&#0187;Das werdet Ihr sp&#0228;ter schon verstehen&#0171;, sagte der alte Ellenberger und strich sich &#0252;ber seinen wei&#0223;en Turban. &#0187;Vielleicht hab ich Euch damit einen Dienst geleistet ...&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Dienst?&#0171; Studer wurde &#0228;rgerlich. &#0187;Der Cottereau schweigt sich aus. Und Ihr habt ja auch nichts gesagt. Wer hat Euch angefallen, wer Euern Oberg&#0228;rtner verschleppt?&#0171;</p><p class="standard">&#0187;Wachtmeister&#0171;, sagte Ellenberger, und er machte ein sehr ernstes Gesicht. &#0187;Es gibt &#0196;pfel und &#0196;pfel. Solche, die k&#0246;nnt Ihr vom Baum essen, sie sind reif, und andere, die m&#0252;&#0223;t Ihr einkellern, die werden erst im Horner gut, oder im M&#0228;rzen ... Abwarten, Wachtmeister, bis der Apfel reif wird. Geduld haben. Verstanden?&#0171;</p><p class="standard">Und mit dieser Auskunft mu&#0223;te sich Studer zufrieden geben. Nicht einmal mit dem Schreier und dem Buchegger konnte er die Bekanntschaft erneuern. Sie arbeiteten noch, hie&#0223; es.</p><p class="standard">Eine Baumschule sei kein Staatsbetrieb, sagte der Ellenberger bissig. Am Samstagnachmittag werde hier geschafft...</p></div></div></div></body>
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